»Gestatten, ich bin Eddy!«
Bestimmt habt ihr mich schon kennengelernt. Ich bin seit 2021 der tierische Zuwachs im Familienzentrum. Ich bin ein Retriever Rüde und werde als Begleithund immer wieder den Kindergarten besuchen. Wir Retriever sind eine sehr kinderfreundliche Rasse, was sich bei mir absolut bestätigt.
Ich liebe Kinder und Menschen und begegne jedem fröhlich und aufgeschlossen. Ich lerne gerne neue Sachen und bin sehr wissbegierig. Zusammen werden wir viele tolle Erfahrungen machen und spielerisch viele wichtige Dinge des Alltags festigen, wie z.B. Rücksichtnahme und Aufmerksamkeit. Ich freue mich auf unsere gemeinsame Zeit!

 

Euer Eddy
»Unser Konzept zur tiergestützten Pädagogik«
Vorerfahrungen in der tiergestützten Pädagogik

Die tiergestützte Pädagogik findet schon seit Jahrzehnten in unserem pädagogischen Alltag statt. In den ersten Jahren begleiteten uns und die Kinder verschiedene Mäuse- und Kaninchengenerationen in der Einrichtung. Viele Mitarbeiter sind mit Tieren aufgewachsen (Hunde, Katzen und Pferde) und/oder wurden auf einem Bauernhof groß. Daher ist uns der Umgang mit Tieren bekannt und wichtig.

Vor einigen Jahren machte ein Mitarbeiter die Ausbildung zum Reitpädagogen und war viele Jahre nebenberuflich im Therapiezentrum Bochum in dieser Funktion eingestellt. Durch seine langjährige Tätigkeit sind ihm die Vorzüge der tiergestützten Pädagogik vertraut. Viele Jahre nahmen unsere Vorschulkinder an dem Projekt „Rund ums Pferd“ teil. Dieses wurde von zwei Mitarbeitern des Kindergartens geleitet. Durch die Ausbildung des Mitarbeiters bestehen weiterhin gute Kontakte zu Reitbetrieben, sodass wir jedes Jahr für den St. Martins Umzug und die Nikolauswanderung ein Pferd zur Verfügung haben.

Früher hatten wir jedes Jahr die Projektreihe „Helfer auf vier Pfoten“ bei uns im Haus. Dieser Verein macht es sich zur Aufgabe den Umgang mit Hunden im Alltag zu erleben und mögliche erste Berührungserfahrungen mit Hunden zu sammeln. Die Besitzerin unseres Begleithundes „Eddy“ nahm 2018 an einer mehrtägigen Fortbildung zum Thema „Tiergestützte Pädagogik“ teil. Dort konnte sie die verschiedenen Facetten der tiergestützten Pädagogik erleben. Als die Mitarbeiterin in der Teamsitzung von ihren Eindrücken berichtete, wuchs in uns die Idee, dass wir und die Kinder von der tiergestützten Pädagogik doch profitieren könnten. Wir waren uns schnell einig, dass – sobald sich die Möglichkeit ergibt – ein Begleithund unsere Arbeit bereichern würde. Seit frühester Jugend sind Hunde Begleiter der Kollegin, sodass sie es sich gut vorstellen konnte diese Aufgabe zu übernehmen und ihren nächsten Hund als Begleithund auszubilden.

Steckbrief unseres Begleithundes

Eddy“ ist ein Labrador-Retriever Mischling, geb. am 27.08.2020. Die Rasse zeichnet sich durch eine hohe Gelassenheit aus, was sich auch bei „Eddy“ absolut bestätigt. Er liebt Kinder und Menschen im Allgemeinen und begegnet jedem freundlich und aufgeschlossen. Im Training zeigte er sich wissbegierig und lernte stetig und gerne dazu. Wichtig war, dass er schon in der sogenannten Prägephase an die Kinder, ihr Verhalten, ihre Lautstärke und die Umgebung des Kindergartens gewöhnt wird. Dies geschah langsam und wurde über die Zeit kontinuierlich gesteigert. So gelangte er zur heutigen Ruhe und Gelassenheit im Umgang mit den Kindern und ist damit ein stetiger Begleiter in unserem Alltag.

Ziele der tiergestützten Pädagogik
Ziel ist es, dass „Eddy“ sich zu einem verlässlichen Partner für die Kinder im Alltag des Familienzentrums entwickelt. Die Kinder sollen lernen wie man sich grundsätzlich einem Hund gegenüber zu Verhalten hat. Durch die gemeinsamen Aktionen und Begleitung des Alltags lernen die Kinder die Körpersprache des Hundes kennen und sie zu deuten. Ein Hund verfügt über ein hohen Aufforderungscharakter und bietet so die Möglichkeit der unbewussten Forderung und Förderung des Kindes.

Hunde sind einfühlsam, suchen Kontakt zu anderen, genießen Aktivitäten mit Kindern und sind Anpassungsfähig, davon profitieren die Kinder in der gemeinsamen Zusammenarbeit mit dem Hund. Hunde fördern bei Kindern die Empathiefähigkeit und helfen neue Herausforderungen zu meistern. Durch das Streicheln des weichen Fells und das Fühlen der Wärme des Hundes entsteht bei dem betroffenen Kindern ein wohliges Gefühl von Geborgenheit. Die Tiere bewerten oder verurteilen nicht. Daher fällt es Kindern leichter sich ihnen zu öffnen und ihnen ihre Sorgen mitzuteilen.

Hunde fördern die Konzentration und Ausdauer und geben eine direkte und ehrliche Rückmeldung auf das eigene Verhalten. Dadurch wird unter anderem das Körpergefühl und die Kommunikationsfähigkeit gefördert. Hunde vermitteln ein Gefühl von Akzeptanz, Toleranz und ein respektvollen Umgang im täglichen miteinander. Sie können Freude vermitteln und fördern die motorische sowie die kognitive Entwicklung des Kindes im täglichen Zusammenleben.

Im Umgang mit „Eddy“ wird in Spielsituationen auch die Bewegungsfreude der Kinder gefördert (Wald, Wiese und Außengelände). Sie lernen „Eddy“ als Individuum zu respektieren und ein Stück weit seine „Sprache“ zu deuten. Die Kinder lernen Rücksichtnahme im Umgang mit dem Hund: Sie müssen sich zurücknehmen und lernen eigene Bedürfnisse zurückzustellen, auf die individuellen Bedürfnisse des Hundes einzugehen und seine Grenzen zu akzeptieren. Dies steigert das allgemeine Sozialverhalten der Kinder in dem Familienzentrum.

Durch den Kontakt zum Hund werden Gefühle und Emotionen angesprochen, oft greifbar und erlebbar gemacht. Lebenspraktische Fähigkeiten werden durch den regelmäßigen Umgang mit „Eddy“ erlernt. Die Kinder lernen Verantwortung für das Tier zu übernehmen: Wann muss „Eddy“ Gassi gehen, wann hat er Hunger, wann werden ihm Situationen zu viel? Dieses ist ein wichtiger Grundstein für die Entwicklung der Eigenverantwortung des täglichen Lebens eines jeden Kindes.

Regeln im Umgang mit unserem Begleithund

Die Regeln im Umgang mit unserem Begleithund werden zusammen mit den Kindern besprochen und festgelegt (Partizipation).

Die 12 Regeln für den Umgang mit unserem Begleithund:

  • Störe niemals einen Hund beim Fressen. Versuche nicht ihm sein Futter wegzunehmen.
  • Laufe nie vor einem Hund davon. Auch nicht wenn du Angst vor ihm hast.
  • Kein Hund ist wie der andere. Begegne deshalb jedem Hund vorsichtig.
  • Wenn du mit einem Hund spielst, achte darauf seinen Zähnen nicht zu nah zu kommen.
  • Wenn ein Hund nach dir greift, halt still.
  • Versuche niemals raufende Hunde zu trennen.
  • Vermeide alles was ein Hund als Bedrohung auffassen könnte.
  • Schau einem Hund nie starr in die Augen.
  • Ganz gleich wie lieb ein Hund aussieht: Gehe nur zu ihm, wenn sein Besitzer es dir erlaubt hat.
  • Ziehe dem Hund nicht am Schwanz und tritt nicht darauf.
  • Achte darauf, dass ein Erwachsener in der Nähe ist, wenn du mit einem Hund spielen möchtest.
  • Behandle einen Hund gut.
(Herausgeber: VDH Verband für das deutsche Hundewesen e.V.)

Jedes Kind entscheidet selbst, ob es in Kontakt mit „Eddy“ treten möchte. Kinder die Unsicherheiten im Umgang mit dem Begleithund zeigen, werden langsam und behutsam an ihn heran geführt. Die Kinder bestimmen ihr eigenes Tempo im Umgang mit dem Hund.

Ein gemeinsamer Austausch ist uns an dieser Stelle sehr wichtig. Die oberste Kindergartenregel gilt auch im Umgang mit dem Begleithund: Jedes Kind behandelt „Eddy“ so, wie es selbst behandelt werden möchte.

Nach Absprache mit dem Erzieher darf sich das Kind dem Begleithund nähern. Die Kinder werden nie unbeaufsichtigt mit dem Tier in Kontakt kommen. Da der Hund einen Rückzugspunkt in der Einrichtung braucht, um sich zu erholen und Stress abzubauen, hat er die Möglichkeit sich in seine Box im Malzimmer im zurückzuziehen. Unser Begleithund ist vor aggressiven, unkontrollierten und distanzlosem Verhalten der Kinder zu schützen. Die Umsetzung der Regeln werden konsequent eingehalten und überprüft. Bei Missachtung wird das betroffene Kind von der jeweiligen Aktion im Sinne des Tierwohls ausgeschlossen.

Aktionen mit den Kindern
Es finden gezielte Interaktionen mit den Kindern statt, sodass für „Eddy“ keine Überforderung stattfindet und jederzeit durch den Erzieher überprüft wird, ob es ihm gut geht. (Stressymptome des Tieres sind zu beachten!) Unterschiedliche Interaktionen mit dem Kind (wie z.B. spazieren gehen, Körperpflege des Hundes, einüben von Kunststücken, usw.) bieten vielfältige Einsatzmöglichkeiten. Gemeinsam kann mit den Kindern auch ein Bewegungsparcours erstellt werden, der zusammen mit dem Hund überwunden werden kann.

Hygienemaßnahmen und Allgemeines

Der Hund wird gesund und ausgeglichen ernährt. Geltende Tierschutzbestimmungen werden eingehalten.

Nach der Interaktion mit dem Hund, sind die Hände zu waschen. Das Lecken des Hundes im Gesicht der Kinder ist nicht gestattet. Der Hund ist frei von ansteckenden Krankheiten. Sollte „Eddy“ erkrankt sein kommt er selbstverständlich nicht in die Einrichtung. Zwei mal im Jahr wird ein umfassender Gesundheitscheck bei einem Tierarzt durchgeführt.

Die Umgebung des Hundes ist sauber und ordentlich gestaltet. Der Liegebereich wird mindestens einmal die Woche gereinigt, sowie die Decken im wöchentlichen Rhythmus gewaschen. Der Fress- und Wassernapf wird täglich gereinigt. Der Begleithund wird regelmäßig gewaschen und gebürstet. Die Spielsachen von „Eddy“ werden in einer separaten Box aufbewahrt und gereinigt. Küche, Kindertoilette und Esszimmer sind für „Eddy“ tabu. Verantwortlich für diese Punkte ist die Hundebesitzerin.

Es besteht ein vollständiger Impfschutz des Hundes. Eine Kopie des Impfbuches ist im Ordner „Begleithund Eddy“ im Büro hinterlegt. Alle drei Monate wird Eddy entwurmt. Dies wird ebenfalls dokumentiert und in den Ordner geheftet. Der Versicherungsnachweis (Police) und die Stellungnahme der Versicherung kann ebenfalls im Ordner eingesehen werden.

Verletzen sich die Kinder im Umgang mit dem Hund, sind sie – wie bei allen übrigen Kindergartenaktivitäten auch – über die Unfallkasse versichert. Bei möglichen Unfällen handeln die pädagogischen Mitarbeiter nach den Vorgaben des Notfallkalenders. Dieser hängt im Flur, Mitarbeiterzimmer und im Eingangsbereich der Einrichtung.